Nach einer Studie zur «Armut und sozialen Entwicklung in Spanien» der Caritas nahen Stiftung Foessa leben 306.000 Menschen auf den Balearen an oder unter der Armutsgrenze und sind von sozialer Ausgrenzung bedroht. Dies entspricht einem Drittel der Bevölkerung einer der wohlhabensten Autonomen Gemeinschaften Spaniens. So eklatant wie auf den Balearen ist die Kluft zwischen arm und reich ist in keiner anderen Region in Spanien.
Seit 2008 haben die sozialen Unterschiede auf den Mittelmeerinseln um 10,8 Prozent zugenommen, der landesweite Durchschnitt liegt bei einer Mehrung um 8,6 Prozent, obwohl die Werte für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf höher und für die Arbeitslosenquote niedriger sind wie die Vergleichszahlen für ganz Spanien.
Ein Drittel aller Haushalte auf den Balearen kann laufende Rechnungen wie Miete, Wasser oder Elektrizität nicht mehr bezahlen, medizinische Versorgung musste in 12 Prozent der Haushalte aus Liquiditätsgründen abgebrochen werden. Bei 3,7 Prozent der Bevölkerung herrscht Hunger.
Dabei kommt die überwiegende Mehrheit der Betroffenen nicht wie in früheren Jahren aus Ländern in Südamerika, Afrika oder Osteuropa. Die Armut ist im Herzen der Balearen angekommen. 2009, 2010 lag die Verteilung der Inanspruchnahme caritativer Programme zu 87 Prozent bei Einwanderern und zu 13 Prozent bei Spaniern und EU-Bürgern aus Westeuropa, heute liegt das Verhältnis bei 40/60.
Gründe dafür liegen laut Margalida Riutort, Direktorin des Caritas Verbandes auf Mallorca, in den Vorgaben zur Einhaltung der Defizitgrenzen, an die sich die Balearen-Regierung strikter gehalten habe wie andere Autonome Regionen. So habe es Kürzungen im Gesundheitsbereich und im Bildungswesen gegeben, auch die Bedingungen zum Erhalt von Sozialleistungen seien erhöht worden. Geschaffene Arbeitsplätze seien unsicher, in Teilzeit oder befristet und in zunehmendem Maße auch am Staat vorbei, wodurch etwaige Ansprüche auf medizinische Versorgung und Sozialleistungen erlöschen. Hohe Wohnungskosten, zu wenige Sozialwohnungen und Hypothekenlasten seien weitere Gründe für das Ansteigen der Armut. Großfamiliäre Familiengebilde brächen auseinander, generationenübergreifende Hilfe innerhalb der Familien schwinde, Erspartes ginge aus.