Die Wärmedämmung von Häusern ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Denn Verbraucher sollten künftig nicht nur möglichst viel Energie selbst produzieren - etwa durch Solaranlagen. Sie sollten auch möglichst wenig Energie verschwenden. Und über eine nicht gut eingepackte Wand entweicht nun mal Wärme. Zum Dämmen eignen sich auch zahlreiche Naturstoffe.
Als größter Vorteil der Materialien gilt ihr Schutz vor Sommerhitze: Ist ein Dach mit einem natürlichen Dämmstoff eingepackt, dauert es bis zu acht Stunden länger als mit einer konventionellen Dämmung, bis die Hitze durch die Dämmung nach innen vordringt. Das schlagende Argument für die meisten Bauherren ist jedoch das ökologisches Bewusstsein: sie wollen regionale Produkte einsetzen, haben den Nachhaltigkeitsaspekt im Blick und das gute Gefühl, etwas Gesundes zu verwenden
Zwei Formen
Die natürlichen Dämmstoffe kommen vor allem in zwei Formen auf den Markt: Flocken aus Holzfasern, Seegras sowie lose Holzspäne, die mit Lehm ummantelt sind, können in eine Wandnische geblasen werden. Hauptsächlich werden nachwachsende Rohstoffe jedoch als Matten oder Rollen geliefert und für die Dämmung von Dachflächen, Geschossdecken und Fassaden eingesetzt.
Alte ibizenkische Weisheit
Eine Weisheit alter ibizenkischer Bauern, die früher in die Bauweise ibizenkischer Bauernhäuser eingeflossen ist, findet heute wieder Eingang in moderne Bautechnik: Seegras ist ein vorzüglicher Dämmstoff.
Es bringt alle wichtigen Voraussetzung von Natur aus mit. Es ist schwer entflammbar, ungezieferresistent und resistent gegen Schimmelbildung. Er verrottet nicht und bindet überschüssiges Wasser, um es wieder abzugeben, wenn der Feuchtigkeitsgehalt des gedämmten Raums wieder zurückgegangen ist. Selbst angereichert mit Wasser verlieren Seegrasfasern ihre Fähigkeit zur Wärmedämmung nicht. Da sie keinerlei Fremd- oder Schadstoffe enthalten, sind sie auch für Allergiker geeignet. Während das Dämmmaterial aus Posidonia oceanica, so der wissenschaftliche Name des Seegrases, im Winter verhindert, dass Wärme nach draußen fließt, speichert es im Sommer Wärme, sodass das Haus kühl bleibt.
Mittlerweile hat sich auch gezeigt: Das Unterwasser-Gras packt Häuser nicht nur optimal ein, sondern ist auch ökologischer als alle anderen Dämmstoffe auf dem Markt, da der Primärenergiebedarf für Herstellung und Transport viel geringer ist wie bei mineralischen oder synthetischen Dämmstoffen. Das Meer wirft es wie ein Abfallprodukt an den Strand, es bedarf keiner besonderen chemischen Aufbereitung. Die Neptunbälle werden einfach durchgerüttelt, bis das letzte Sandkorn abgefallen ist. Die Neigung der Fasern, sich immer wieder ineinander zu verschlingen, so dass sich neue Bälle bilden, die keine optimale Dämmfunktion haben, bekommt man in den Griff, indem sie die Bälle zerschnitten werden. Übrig bleiben maximal zwei Zentimeter lange Fasern. Der so produzierte lose Dämmstoff besitzt eine hohe Wärmespeicherkapazität. Der ermittelte Wert von 2,502 Joule pro Kilogramm Kelvin (J/kgK) liegt etwa 20 Prozent höher als bei Holz und Holzwerkstoffen, wie eine Studie vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Holzkirchen ergab.
Unkomplizierte einfache Anwendung
Das fertige Dämmmaterial lässt sich unkompliziert verwenden. Je nach Bedarf kann es gestopft oder eingeblasen werden. In der Regel wird das von Fachbetrieben durchgeführt.
Zunächst wird es in die zu füllenden Dächer, Wände oder Decken geschüttet und dann von Hand hineingestopft. Schwer zugängliche Flächen werden eingeblasen. Selbst die hintersten Ecken und Winkel lassen sich mit einer speziellen Maschine füllen.
Seegras kann sehr vielseitig eingesetzt werden, da es sich auch mit anderen Faserkomponenten wie Kiefernfaserstoff, Flachs oder Hanfschäben kombinieren lässt.