Die Zahlen sind positiv
Die vor einigen Wochen vom spanischen Statistikinstitut INE vorgelegten Zahlen sind zumindest schon mal ein Indiz für diese These: Auf den Balearen wurden beispielsweise im März 2014 gut 1.000 Wohnungen verkauft – wobei es sich in 386 Fällen um Neu- und in 618 Fällen um Bestandsbauten handelte. Verglichen mit dem Vorjahr ist das eine Steigerung von gut 70 Prozent. Nachdem man Politiker, Ökonomen oder Statistiker seit Langem von Kehrtwenden, überwundenen Talsohlen und latenten Anzeichen für den Aufschwung reden hörte, ohne dass die Krise wirklich ein Ende nehmen wollte, macht sich auf dem Immobilienmarkt nun also wirklich ein Aufwärtstrend bemerkbar.
Mehr Geld in der Tasche
Bislang allerdings vor allem auf den Balearen, in anderen Regionen Spaniens darbt die Branche weiterhin. Zum einen sei die wirtschaftliche Lage auf den Inseln, bedingt durch den Tourismus, dem eine Rekordsaison bevorsteht, besser als auf dem Festland. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv, die Arbeitslosenzahlen sinken seit eineinhalb Jahren in Folge und seit zwei Monaten ist sogar ein Anstieg der Beitragszahler in der Sozialversicherung zu verzeichnen.
Das macht sich direkt im Geldbeutel der Menschen bemerkbar, die öfter als auf dem Festland solvent genug sind, um überhaupt über einen Wohnungskauf nachdenken zu können, „Ein fester Job ist schließlich das Mindeste, um an eine Hypothek zu kommen».
Es gibt wieder Kredit
Zum anderen, und das sei das A und O, müssen aber auch die Banken mitspielen. Und das tun sie, indem sie den Geldhahn allmählich wieder aufdrehen. Während es bis Ende 2014 so gut wie unmöglich gewesen sei, an einen Kredit für den Wohnungskauf zu kommen, könne man seit dem ersten Quartal 2015 beobachten, dass wieder Hypotheken vergeben werden. Wenn auch nicht zu den Bedingungen wie vor zehn Jahren, die ja zuletzt nur noch „absurd» gewesen seien.
Inzwischen würden die Banken den Wert der Immobilien wieder realistisch einschätzen. Außerdem müssten Bankkunden derzeit mindestens 20 Prozent der Kaufsumme auf dem Sparbuch haben und etwa weitere zehn Prozent für die Abwicklung des Verkaufs bereit halten, um einen Kredit gewährt zu bekommen. Die Zinsen indes haben viele Kreditinstitute wieder deutlich gesenkt, von 4 bis 5 Prozent noch im vorigen Jahr auf momentan etwa 2,5 Prozent.
Günstige Zinsen
Und tatsächlich: Spaniens größte Bank, die Banco Santander, hat im Januar 2014 erstmals seit dem Platzen der Immobilienblase wieder eine Werbekampagne für Hypothekenkredite gestartet. Seinen kreditwürdigsten Kunden bietet sie diese gebührenfrei an, bei einem Zinssatz von nur 1,99 Prozent über dem europäischen Referenzzins Euribor. Bankinter und ING Direct zogen kurz darauf nach, letztere lässt ihren Kunden sogar 40 Jahre für die Rückzahlung Zeit.
Neubauten sind Mangelware
All das beginnt sich nun auch in den Preisen niederzuschlagen. Vor allem die der neuen Wohnungen könnten in diesem Jahr um mehr als drei Prozent nach oben klettern. Davon zumindest geht der Vorsitzende des balearischen Branchenverbands der Bauträger, aus. Denn während die Nachfrage zunehmend steige, werde das Angebot immer knapper. „In Ibiza sind in den vergangenen sieben Jahren fast keine neuen Wohnungen mehr gebaut worden». 2013 seien gerade einmal 90 Wohneinheiten hinzugekommen, und das bei einer wachsenden Bevölkerung.
Einer Schätzung zufolge gib es auf Ibiza rund 25.000 Interessenten, die sich in den kommenden Jahren gerne ein Eigenheim zulegen möchten, und zwar unabhängig von den besser betuchten Ausländern, die mit einer Zweitwohnung auf Ibiza liebäugeln. „Es handelt sich vielmehr um Einheimische, junge Leute mit einem festen Job, die auch kreditwürdig sind, und maximal 150.000 bis 200.000 Euro ausgeben wollen.» Gefragt seien vor allem Zwei- oder Drei-Zimmer-Wohnungen. „Mit einem Bad, das reicht doch für ein junges Paar».
Ein Vertreter aus der Bankenbranche bestätigt: „Man wird wohl kaum einen Geldgeber für 50 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in San Antonio finden.»Private Häuslebauer dagegen haben inzwischen wieder gute Karten. Wer solvent ist, bekommt mittlerweile wieder problemlos einen Kredit für den Bau eines Ein- oder Zweifamilienhauses.
Sehr ungewöhnlich ist, das Ibiza zum Vergleich mit den anderen Inseln der Balearen in Januar und Februar einen hohen Anstieg der Arbeitsaufträge verzeichnen kann. Die Firmen haben volle Auftragsbücher.
Mann merkt, dass es etwas aufwärts geht. Die allgemeine Depression fängt an sich schleichend aufzulösen. Es herrscht eine positive Stimmung, was ich persönlich sehr wichtig finde.