Eines der größten Heilmittel, sowohl was seine Verbreitung, als auch was seine Leistung anbelangt, ist der Prießnitz-Wickel. Wie alles wahrhaft Große ist er ganz einfach anzuwenden und unschädlich, so dass er in jedem Hause und von den einfachsten Menschen ausgeführt werden kann.
Da er kalt um die Haut über der entzündeten Stelle oder zur Ableitung über die Waden gelegt wird, bewirkt er einen Reiz, der das Blut aus der entzündeten inneren Gegend zu der gereizten Hautstelle hinströmen lässt und sie mit wohliger Wärme erfüllt. Mit diesem heißen Blutstrom fließen auch die Giftschlacken, in die Haut; diese erhitzt und rötet sich, die Poren werden erweitert und lassen die Giftstoffe durch die Haut in die Feuchtigkeit des Umschlages hineinziehen.
So werden dem Krankheitsherd Gifte entzogen und daraus ergibt sich auch, dass der Wickel über jedem schmerzenden oder entzündeten Organ angelegt werden kann. Das Anlegen des Umschlages ist denkbar einfach.
Ein Tuch aus Rohseide oder Leinen wird in Leitungswasser (bei Empfindlichen in stubenwarmes Wasser) eingetaucht und gut ausgewrungen um die kranke Stelle gelegt. Darüber kommt ein dichtes Flanell- oder Wolltuch, welches das Leintuch überall um wenigstens 2 Querfinger überragen und gut abschließen muss.
Damit die Haut gut heiß wird und dünsten kann, kann das Wolltuch gar nicht dicht genug sein; ein beliebiges Tuch, wie z.B. ein Handtuch, genügt hierzu nicht. Zwischen die beiden Tücher darf auch kein wasserdichter Stoff gelegt werden, der die Haut in der Art einer Waschfrauenhand schädigen und die Dunststoffe wieder nach innen treiben würde.
Das Hauptgesetz aller Kaltwasseranwendungen „Warm-kalt-warm" muss auch hier beachtet werden: der Wickel darf nur auf eine warme Haut aufgelegt werden, und nach kurzem kaltem Schreck, muss sich die Haut wieder erwärmen. Unter Beachtung dieser Vorschriften kann der Wickel beliebig lang, z.B. über Nacht, liegen bleiben. Im Allgemeinen macht man größere Wickel, z.B. um die Brust, dreimal täglich für die Dauer von 1 - 2 Stunden, kleinere öfter.
Immer muss sich der Kranke im Wickel - nach dem ersten Schreck – wohl fühlen, sonst weg damit! Der Schreck des kalten Wassers ist das Wesentliche des Wickels, weil nur dadurch das Blut aus der Haut zu den tiefer liegenden kranken Stellen getrieben wird, um Gifte in Empfang zu nehmen und wieder in die Haut zu befördern. Warme Nickel können diesen Mechanismus nicht ersetzen, sie sind auch wirksam, aber unter anderen Voraussetzungen und auf andere Weise. Sie schaffen keine so tiefgehende Durchwärmung und haben daher auch nicht die gleichen Heilerfolge wie der Prießnitz.