Bevor man nach Hause kommt muss man ja erst weg. Und überhaupt: warum weg. Ja, jetzt kommt's, wenn man auf einer kleinen Insel lebt bekommt man mit der Zeit einen Inselkoller. Je kleiner die Insel, desto stärker das Gefühl des Eingesperrtseins. Mir hat mal vor Jahren ein alter Freund gesagt der Flugzeugingenieur ist: „Anter du musst es so sehen wie die Natur es regelt. Wir leben auf einem kleinen Felsen mitten im Meer der, umgeben vom Wasser, Naturkräften ausgesetzt ist. Schau mal die Pflanzen verbiegen sich, die Vegetation ist anders als auf dem Festland, die Felsen sind geschliffen vom Winde und die Sonne, verstärkt vom Wasser, tut Ihr Übriges. Also denkst du nicht, das es auch Auswirkungen auf den Menschen hat, genauso wie auf Pflanzen und Tiere. Und überhaupt: wir sind doch ein Teil davon.“ Ich dachte: „So habe ich es wirklich noch nicht gesehen“, denn wir denken nicht darüber nach. Die Kräfte des Meeres, die tausenden Tonnen Wasser die täglich auf unseren Felsen schlagen, müssen auch eine Auswirkung auf uns haben. Das sind Kräfte und Energien die wir so gar nicht wahrnehmen, die aber doch da sind und uns beeinträchtigen. Wenn man sich dessen klar ist, ist es normal, dass man alle Zeit lang auch mal auf dem Festland sein will. Die Einheimischen sagen mindesten drei mal im Jahr Tapetenwechsel, und wenn es nur ein paar Tage sind, und danach kann man wieder nach Hause kommen. Deswegen heißen wir Insulaner. So ein Leben ist nicht für jedermann, immer zu auf und ab wie das Meer. So ist auch unser Leben: es ist ein auf und ab der Gefühle ,ein auf und ab der Arbeit, ein auf und ab der Sehnsüchte. Wo Amphibien flexibel reagieren, verzweifelt der Mensch. Am Ufer wird er zum Choleriker. Er glaubt, seine Suche sei am Ende, er habe dem Unauffindbaren hinterhergejagt, sei einer Utopie aufgesessen, sei dazu verdammt, im falschen Paradies zu verenden. Und doch lieben wir unser Inselleben. Die meisten Besucher meinen so ein traumhaftes Leben, doch wir müssen gewaltig kämpfen, damit es uns gut geht. Ich glaube das ist der Reiz. Wir mögen keine Monotonie. Unser Motto leben und erleben, bis zum Ende kein Stillstand. Das hält uns jung, froh und man hat das Gefühl von Freiheit. An alle die sich entschieden haben hier zu bleiben: es gibt für uns keinen besseren Ort. Ein Hoch auf Ibiza und ihre Einwohner. Grüße, bleibt so wie ihr seid.
Editorial
Der Inselkoller
Anter Cicek | Eivissa |