Anter Cicek.—Die spanische Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Die viertgrößte Volkswirtschaft des Euroraums wuchs im vierten Quartal um 0,8 Prozent, wie das Statistikamt INE mitteilt. Sie behält damit das hohe Tempo des Vorquartals bei. Die spanische Wirtschaft zählt seit Längerem zu den wachstumsstärksten in Europa. Das hohe Wachstumstempo schlägt sich bisher aber nicht in steigenden Preisen nieder.
Wie INE ebenfalls mitteilte, lagen die nach europäischer Methode errechneten Verbraucherpreise (HVPI) im Januar 0,4 Prozent unter denen des Vorjahresmonats. Bankvolkswirte hatten nur eine Rate von minus 0,1 Prozent wie im Vormonat erwartet. Die fallenden Lebenshaltungskosten sind teils Folge des Ölpreisverfalls. Zum Teil gehen sie aber auch als Nachwirkungen der schweren Rezession infolge der Immobilienkrise zurück.
Spanien hat im vergangenen Jahr auch einen neuen Urlauberrekord verzeichnet. 2015 kamen 68,1 Millionen ausländische Touristen ins Land und damit so viele wie nie, teilte das nationale Statistikamt in Madrid mit. Es ist das dritte Jahr in Folge, dass die Zahlen auf immer neue Höhen stiegen.
Spanien steht auf der Liste der beliebtesten Urlaubsländer weltweit auf Platz drei hinter Frankreich und den USA und vor China. Im vergangenen Jahr profitierte das Land auch davon, dass viele Urlauber Mittelmeerländer wie Ägypten oder Tunesien nach Terrorangriffen mieden.
Wirtschaftswachstum von 3 Prozent erwartet
Auch die Arbeitslosigkeit geht weiter zurück. Laut aktuellen Zahlen, fiel sie auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren. Allerdings ist die Arbeitslosenquote im vierten Quartal mit 20,9 Prozent immer noch sehr hoch. Nach dem tiefen Einbruch während der Finanz- und Wirtschaftskrise kämpft sich das Land nur Schritt um Schritt aus einem tiefen Tal heraus. Im dritten Quartal hatte die Arbeitslosenquote noch 21,2 Prozent betragen. Die Zentralbank des Landes rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf unter 20 Prozent fallen könnte. Anfang 2014 hatte sie mit 26,9 Prozent den Gipfelpunkt markiert. Voraussetzung ist, dass es unter einer neuen Regierung nicht zu einem drastischen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik kommt. Eine Regierungsbildung ist nach wie vor nicht in Sicht, weder der konservative Amtsinhaber Mariano Rajoy noch sein Herausforderer, der Sozialist Pedro Sánchez, konnten bisher eine Koalition auf die Beine stellen.